Die Frage nach dem Sinn des Lebens

Vermutlich kommt so gut wie jeder Mensch einmal an den Punkt, sich die Frage nach dem „Sinn des Lebens“ zu stellen. Gesunde Menschen, in deren Leben sich plötzlich die Lebensumstände ändern und zu einer persönlichen Umorientierung führen, deren Leben aus sozialen oder gesellschaftlichen Gründen auf den Kopf gestellt wird, als auch Menschen, die von einer Krankheit betroffen sind. Es wäre einfach zu sagen: „Gib dem Leben einen Sinn, sodann wird deine Seele/dein Körper gesund“. Doch welchen Sinn soll man dem Leben geben, wenn alles auseinanderbricht und man nur noch verzweifelt versucht sich der Frage zu stellen: „Wieso ich, wieso passiert mir das, wieso hat es genau mich getroffen?“.

Menschen, die von einer HIV-Infektion erfahren, stehen auch wie jeder andere Mensch, den ein schwerer Schicksalsschlag ereignet, vor dieser Frage. Wie finde ich einen Sinn in meinem Leben trotz meiner Erkrankung? Eine HIV-Infektion in Österreich ist weitaus kein Todesurteil mehr. Etwa 40% aller HIV-positiven Menschen in Österreich erhalten ihre Diagnose erst, wenn ihr Immunsystem schon geschwächt ist. Heutzutage gibt es jedoch in Österreich Medikamente, die je nach Fortschreiten der Erkrankung den Virus im Körper soweit unterdrücken, dass auch keine Übertragung mehr über Körperflüssigkeiten möglich ist (Sex, Tröpfcheninfektion). Diese Behandlung wird als „Treatment as Prevention“ oder auch „Viruslast-Methode“ bezeichnet. Dazu ist es nötig, einen gesunden Lebensstil zu führen und regelmäßig Medikamente einzunehmen, jedoch ermöglichst es den Betroffenen ein weitaus beschwerdefreies Leben sowie eine Lebenserwartung, die der Durchschnittsbevölkerung entspricht (Aids-Hilfe Wien). So können HIV-positive Frauen sogar Kinder auf die Welt bringen, die das Virus nicht mehr im Körper tragen. Somit ist auch die Familienplanung trotz HIV-Infektion möglich, auch wenn es natürlich einige Faktoren zu berücksichtigen gibt.

Obwohl in Österreich der Virus besser in Schach gehalten werden kann, wird HIV/Aids in afrikanischen Ländern, wie zB Kenia, weitaus weniger tabuisiert als in Österreich. In Kenia ist jedoch die Infektionsgefahr höher, da es durch die schlechteren hygienischen Bedingungen auch bei Kindern vermehrt zu einer Ansteckung kommt (Geburt, Tröpfcheninfektion). Die medikamentöse Behandlung entspricht zudem auch nicht europäischen Standards, was die Weiterübertragung ermöglicht. Nichtsdestotrotz ist HIV auch in Kenia kein Todesurteil mehr.

Es gibt Vereine, wie auch Daraja, die den Menschen „Hilfe zur Selbsthilfe“ anbieten. Durch Selbsthilfegruppen versuchen Menschen sich gegenseitig zu unterstützen und auch Antworten zu finden, wenn sie sich mit dem Sinn ihres Lebens beschäftigen. Auch trotz Immunschwäche kann man jeden Tag aufs Neue versuchen, das Beste aus der Erkrankung zu machen.

Der Sinn des Lebens - eines der schwierigsten Themen im Leben einer gesamten Gesellschaft, unabhängig ob gesund oder krank. Jedoch gibt es immer einen Sinn, egal wie ausweglos die Situation erscheinen mag; und wer weiß - vielleicht ist es auch genau der Sinn des Lebens, den Sinn nicht zu kennen und ständig auf der Suche danach zu sein.