Aufklärungsarbeit über HIV – Interview mit sexOlogisch by Magdalena Heinzl

Magdalena Heinzl ist selbstständige Sexualpädagogin und Sexualberaterin. In ihrem Grundberuf ist sie Sozialarbeiterin. Zusätzlich ist sie Klinische Sexologin (ISI) nach dem Modell Sexocorporel im österreichischen Institut für Sexualpädagogik und Sexualtherapie in Ausbildung und zertifizierte Beckenbodentrainerin, sowie Theaterpädagogin in Ausbildung.

Weitere Informationen über die Arbeit von sexOlogisch findet ihr unter: https://www.sexologisch.com/

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Im folgenden Interview setzt sich Magdalena mit dem HI-Virus und seinen möglichen Folgen auseinander. Sie beschreibt die Übertragungsmöglichkeiten und den Verlauf einer Infektion.

Danke Magdalena, dass du dir für das Interview Zeit genommen hast und somit mit uns einen kleinen Beitrag zur Enttabuisierung von HIV leistest!

 

1)       Was ist HIV?

HIV bedeutet übersetzt Humanes-Immunschwäche-Virus. Es handelt sich um ein Virus, das unser Immunsystem angreift. Dadurch kann das Immunsystem im Laufe der Zeit dermaßen geschwächt werden, dass normale und eigentlich ungefährliche Krankheiten wie z.B. Schnupfen immer schlimmer verlaufen, länger andauern und ggf. schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können.

 

2)       Welche Übertragungsmöglichkeiten gibt es?

HIV wird hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Dabei gibt es Unterschiede:

Das HI-Virus ist in jeder Körperflüssigkeit der Erkrankten zu finden. Die Viruskonzentration ist jedoch nur im Blut, in der Samenflüssigkeit, in der Scheidenflüssigkeit, in der Muttermilch und im  Analsekret hoch genug, um HIV zu übertragen. Um sich mit dem HI-Virus anzustecken, muss von einer infizierten Person eine dieser Körperflüssigkeiten in den eigenen Körper gelangen. Trifft also HIV infiziertes Blut auf eine intakte Hautfläche, ist eine Ansteckung nicht möglich. Trifft HIV infiziertes Blut auf eine offene Wunde, kann es zu einer Übertragung kommen.

Wie schon erwähnt, wird HIV vor allem durch ungeschützten Sex übertragen. Das liegt daran, dass überall im Körper, wo Sex stattfindet (Penis, Vulva, Mund, After) Schleimhaut liegt. Die Schleimhäute des Körpers sind empfindlich und stellen ein großes Risiko zur Infektion dar.

Doch auch hierbei gibt es Unterschiede, ungeschützter Analverkehr ist deutlich riskanter als Vaginalverkehr oder Oralverkehr. Trotz allem besteht bei einer nicht behandelten HIV-Infektion beim ungeschützten Sex immer das Risiko zur Ansteckung. Hier schützt ein Kondom, Femidom oder Lecktuch! Die medikamentöse Therapie kann, wie schon erwähnt, die Viruslast so weit senken, dass eine Ansteckung ausgeschlossen ist.

 

3)       Wie verläuft eine HIV-Infektion?

Oft dauert es 8-10 Jahre, bis Betroffene merken, dass sie HIV-positiv sind. Das liegt unter anderem daran, dass die Betroffenen kaum bis gar keine Symptome zeigen und erst nach langer Zeit ihr Immunsystem dermaßen angegriffen ist, dass sie ernsthaft krank werden und sogar im Krankenhaus behandelt werden müssen. Dort wird meist - eher durch Zufall - bei einer Blutuntersuchung die Diagnose gestellt.

Ein anderer Grund für die oftmals späte Diagnose ist, dass die meisten Menschen den HI-Virus zwar kennen, sich aber keine Sorgen über eine Ansteckung machen. So werden Risikosituationen nicht als solche bewertet und es findet kein HIV Test statt.

Das Paradoxe: Je früher die Diagnose HIV-positiv bekannt ist, desto früher kann man die Krankheit  medikamentös behandeln. Damit kann man dem Ausbruch der Krankheit, die durch das HI-Virus entsteht, Aids, vorgreifen und sie ggf. sogar vermeiden, denn unter medikamentöser Therapie ist HIV nicht ansteckend!

Das liegt daran, dass die Medikamente die Viruslast im Körper reduzieren und die Viren bei einem guten Medikationsverlauf nur noch geringfügig nachweisbar sind. Aber auch eine bereits ausgebrochene Aidserkrankung kann durch die Medikamente gut verlaufen und die Virenlast kann drastisch gesenkt werden. Aids und HIV sind durch eine gut eingestellte Medikation nicht heilbar, es lässt sich jedoch mit dem Virus und der Krankheit leben.

 

4)       Wie kann ich mich vor HIV schützen?

Regelmäßig testen gehen, Kondome, Femidome und Lecktücher verwenden und achtsam mit sexuellen Kontakten umgehen. Dazu müsste es aber endlich mehr Möglichkeiten geben, Lecktücher sowie Femidome zu erwerben.

 

5)       Wie lange ist die Zeitdauer zwischen der Infektion und der Nachweisbarkeit von Antikörpern?

Falls eine HIV-Infektion übertragen wird, lässt sich im Durchschnitt nach elf  Tagen mit sehr empfindlichen Messmethoden erstmals das Virus im Blut nachweisen, kombinierte Antikörper-Antigen-Suchteste fallen nach spätestens sechs Wochen positiv aus, reine Antikörper-Suchteste und Schnellteste nach spätestens zwölf Wochen.

 

6) Was ist der Unterschied zwischen Aids und HIV oder ist das das Gleiche?

Das HI-Virus kann, wenn nicht oder zu spät erkannt, oder wenn nicht medikamentös behandelt zu einer Krankheit ausbrechen. Diese Krankheit nennt man AIDS.

Dazu empfehle ich die Podcastfolge 17 „HIV – Kennst du deinen Status?“ in Kooperation mit der Aidshilfe Oberösterreich. Hier der Link zur Folge: https://www.podcast.de/episode/491246744/folge-17-hiv-kennst-du-deinen-status