Regenzeit - Fluch oder Segen?

Regenzeit - Fluch oder Segen?


Zwischen den Monaten März und Juni ist in Kenia die sogenannte „große Regenzeit“.
In dieser Zeit gibt es immer wieder sehr heftige Regengüsse. Für die Natur Kenias
als auch für die Landwirtschaft ist die Regenzeit ein wahrer Segen. So beginnen
Bäume und Sträucher zu blühen und die Landschaft zeigt seine prachtvolle Vielfalt.
Doch genau dieses fruchtbringende Wasser bringt auch zahlreiche Probleme und
Herausforderungen mit sich, denn so können stellenweise die heftigen,
unwetterartigen Niederschläge vom Boden nicht immer ausreichend aufgenommen
werden. Dies hat zur Folge, dass es innerhalb von kurzer Zeit zu
Überschwemmungen kommen kann und dass die ohnehin schon schlecht befestigen
Straßen aufgrund der Regengüsse unbefahrbar werden.
Die Regenzeit in Kenia fällt im heurigen Jahr nach drei Jahren Trockenheit
besonders heftig aus. Immer mehr Menschen müssen aufgrund der Wassermassen
ihre Häuser verlassen. Die Regierung meldete zuletzt, dass sich in Kenia bereits
mehr als 220.000 Menschen auf der Flucht vor der Naturgewalt befänden. Aber
Flucht ist nicht das einzige Schicksal, das von Überflutungen Betroffene erwarten
kann. Viele schlammbedeckte Leichen wurden bereits von Kaffeeplantagen
geborgen – hauptsächlich Frauen, Kinder und ältere Menschen.
Auch HIV-positive Menschen erleben in solchen Zeiten eine erhebliche
Mehrbelastung. Flucht, die Angst um das eigene Hab und Gut, und die Sorge um
Angehörige und Freund*innen sind eine enorme psychische Belastung. Dieser
Stress belastet das ohnehin vom HI-Virus bereits geschwächte Immunsystem weiter.
Die Therapie, sofern eine zur Verfügung stand, kann durch Flucht und Überflutungen
oft nicht mehr erhältlich oder leistbar sein. Dazu kommt, dass zahlreiche tropische
Infektionen (Cholera, Malaria,…) vermehrt während oder unmittelbar nach der
Regenzeit auftreten. Die vom HI-Virus betroffenen Menschen haben diesen
Krankheiten oft kaum etwas entgegen zu setzten.
So schön und wichtig die Regenzeit in Kenia für die Natur und auch für die
Landwirtschaft ist, darf keinesfalls vergessen werden, dass viele Menschen unter den
Auswirkungen dieses Naturereignisses schwer zu leiden haben. Wir hoffen, dass
sich in der Zeit nach der Regenzeit – trotz dem durchlebten Leid und Verlusten – mit

den Aufbauarbeiten wieder Hoffnung und neue Lebensfreude in die Gesichter der
Betroffenen zaubern lässt.