Corona und HIV: Zwei Virusinfektionen im Vergleich

Das Jahr 2020 ist vom Coronavirus sehr stark geprägt. Das Virus wurde auf den Menschen übertragen und hat einen großen Einfluss auf die (psychische) Gesundheit und unsere Lebensgewohnheiten. COVID-19 beschäftigt Menschen weltweit und wird uns alle noch lange Zeit begleiten.

Anfang der 1980er Jahre brach die Aids-Epidemie aus und im Vergleich zu dem neuartigen Coronavirus standen keine täglichen Pressekonferenzen an der Tagesordnung. Auch die Börsenkurse blieben stabil, was bei der Entdeckung der SARS-CoV-2 Infektion nicht der Fall war. Bis die Politiker*innen HIV als Krankheit tatsächlich ernst nahmen, mussten weltweit bereits zehntausende Menschen sterben. Somit stellt der öffentliche Umgang mit diesen Virusinfektionen bereits eine große Diskrepanz dar.

Im ersten Jahrzehnt des Auftretens kam eine HIV-Diagnose einem Todesurteil gleich, nicht zu schweigen über die gesellschaftliche Stigmatisierung der Betroffenen. Fachleute und erkrankte Personen mussten für eine halbwegs menschenwürdige Versorgung kämpfen. Sie wurden folglich auch mit Schuldzuweisungen konfrontiert, während Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind mit Zuspruch und Mitgefühl rechnen können.

Ein wichtiger Unterschied ist die Infektionsmöglichkeit. HIV wird durch Körperflüssigkeiten, wie etwa Blut, Vaginalsekret, Sperma und Muttermilch weitergegeben, anders als das Covidvirus, das als Tröpfcheninfektion durch Husten und Niesen verbreitet wird. Weiters stellt die medikamentöse Behandlung der zwei Viruserkrankungen deutliche Unterschiede dar. Im Gegensatz zu HIV stehen für die Bekämpfung des Coronavirus gegenwärtig weder Impfstoff noch Medikamente zur Verfügung.

In einigen Köpfen ist (Un)sicherheit verbreitet, dass HIV-Medikamente gegen COVID-19 wirksam sein könnten. In der Forschung wurde der Fokus auf das HIV-Medikament Kaletra gelegt, welches in seiner Wirkung die HIV-Protease, die Vermehrung des Enzyms, blockiert. Auch die Coronaviren brauchen in ihrer Zusammensetzung eine bestimmte Protease (TMPRSS2), ein zelluläres Enzym, das für den Eintritt des Virus in die Lungenzellen verantwortlich ist. Daher kann vermutet werden, dass die Blockierung der HIV-Protease vom Medikament Kaletra auch das Coronavirus eindämmen könnte. Allerding ist die Coronavirus-Protease mit der HIV-Protease im Aufbau nicht ident.

Es wurden und werden weitere HIV-Medikamente zur Bekämpfung des Coronavirus untersucht. Derzeit gibt es keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse, dass HIV-Medikamente zur COVID-19-Behandlung geeignet wären oder dass Menschen, die das HIV-Medikament Kaletra nehmen vor COVID-19 geschützt wären.

Menschen, die eine wirksame HIV-Therapie bekommen, haben kein erhöhtes Risiko eines schweren Verlaufes von COVID-19. Erhöht ist das Risiko für Menschen mit HIV, die nicht medikamentös eingestellt sind und ein stark geschwächtes Immunsystem haben.

Wir, die Vorstandsmitglieder von Daraja, wollen auch hier auf die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor Corona hinweisen: das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, das Abstandhalten, sowie regelmäßiges und gründliches Händewaschen und Desinfektion der Hände. Der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten ist durch das Kondom oder das Lecktuch gegeben.