Liebe Julia, du hast seit März die Agenden als Obfrau von Daraja übernommen, bist im Februar noch als Praktikantin in Kenia gewesen und bist somit gewissermaßen eine Quereinsteigerin im Verein. Was hat dich überzeugt, Vorstandsmitglied zu werden, und dann gleich in der Obfrauen-Rolle?
Meine Zeit als Praktikantin in Kenia im Februar war eine prägende Erfahrung für mich. Ich konnte hautnah miterleben, welche positiven Veränderungen unsere Projekte vor Ort bewirken und wie dringend notwendig unsere Arbeit für die Menschen in Emali/Kenia ist. Diese Erlebnisse haben in mir eine tiefe Überzeugung und Begeisterung für die Ziele und Werte von Daraja geweckt.
Die Entscheidung, als Obfrau des Vereins zu kandidieren, war für mich eine natürliche Weiterentwicklung meines Engagements. Die Möglichkeit, direkt Einfluss auf die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung des Vereins zu nehmen, hat mich besonders angesprochen. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich durch meine Erfahrungen und mein frisches Engagement neue Impulse setzen und dazu beitragen kann, Daraja weiter voranzubringen.
Außerdem hat mich die Unterstützung und das Vertrauen der bisherigen Vorstandsmitglieder sehr bestärkt. Ihre Überzeugung, dass ich trotz meines kurzen bisherigen Engagements einen wertvollen Beitrag leisten kann, hat mir das nötige Selbstvertrauen gegeben, diese verantwortungsvolle Rolle zu übernehmen.
Ich freue mich darauf, gemeinsam mit unserem engagierten Team die Projekte von Daraja weiter auszubauen und unsere Vision für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft voranzutreiben.
Wie hast du Emali, Kenia während deines 4-wöchigen Praktikums erlebt? Was waren deine prägendsten Erfahrungen?
Mein 4-wöchiges Praktikum in Emali, Kenia war eine unglaublich bereichernde und eindrucksvolle Zeit für mich. Während meines Aufenthalts habe ich tiefere Einblicke in die lokale Kultur, die Herausforderungen der Einwohner Emalis und die positiven Auswirkungen unserer Projekte gewonnen. Eine meiner prägendsten Erfahrungen war die direkte Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedern. Ich konnte aus erster Hand sehen, wie unsere Unterstützung das Leben der Menschen verändern können. Besonders bewegend waren die Besuche von Schulen, an denen Kinder unterrichtet werden, die Daraja unterstützt. Die Freude und Dankbarkeit der Kinder, die trotz schwieriger Umstände so viel Lernfreude und Hoffnung ausstrahlen, haben mich tief berührt.
Auch die Gespräche mit den lokalen Projektleitern waren äußerst lehrreich. Sie haben mir ein tiefes Verständnis für die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen der Region vermittelt. Es war beeindruckend zu sehen, wie engagiert und innovativ die Menschen vor Ort Lösungen entwickeln, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Ein weiteres prägendes Erlebnis war der Besuch unserer Baumschule in Masimba, die zur nachhaltigen Landwirtschaft beiträgt. Hier konnte ich sehen, wie wichtig Wissen und praktische Fähigkeiten für die Selbstversorgung und wirtschaftliche Stabilität der Familien sind. Die Begeisterung und der Stolz der Teilnehmer, ihre neu erlernten Techniken anzuwenden, haben mir gezeigt, wie wirkungsvoll unsere Arbeit ist.
Insgesamt hat mich mein Praktikum in Emali darin bestärkt, dass die Arbeit von Daraja einen echten Unterschied macht. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen haben mich tief beeindruckt und motivieren mich, mich weiterhin mit voller Kraft für unsere Projekte einzusetzen.
War es deine erste Afrika-Reise?
Ja, dies war tatsächlich meine erste Reise außerhalb Europas und erst meine zweite Flugreise insgesamt. Somit war die Vorbereitungszeit auf die Reise mit sehr viel Aufregung und Neugierde verbunden.
Die pandemiebedingten Lockdowns, die politischen Unruhen im letzten Sommer und die Klimaveränderungen setzen unserem Projekt in Emali sehr zu. Gruppentreffen und Vorstandsreisen sind für einige Zeit zum Stillstand gekommen, einige Teilprojekte mussten neu aufgestellt werden - die Menschen haben mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen. Wie sehr war das während eures Aufenthalts zu spüren?
Die Auswirkungen der pandemiebedingten Lockdowns, der politischen Unruhen und der Klimaveränderungen auf unser Projekt in Emali waren während meines Aufenthalts deutlich zu spüren. Die Herausforderungen, mit denen die Menschen konfrontiert sind, sind vielfältig und tiefgreifend. Viele Menschen haben aufgrund der Pandemie ihre Arbeit verloren oder mussten ihre Geschäfte schließen, was zu einer erhöhten wirtschaftlichen Unsicherheit geführt hat. Viele berichteten von den Schwierigkeiten, den täglichen Bedarf zu decken und ihre Kinder zur Schule zu schicken.
Die politischen Unruhen im letzten Sommer haben ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Die Unsicherheit und die zeitweise Unterbrechung unserer Projekte haben das Vertrauen und die Kontinuität beeinträchtigt. Einige unserer Teilprojekte mussten neu strukturiert werden, um den veränderten Bedingungen gerecht zu werden. Diese Anpassungen waren zwar notwendig, haben aber auch zusätzliche Ressourcen und Zeit erfordert.
Ich denke aktuell stellen die Klimaveränderungen die größte Herausforderung dar. Sie erschweren die landwirtschaftliche Produktion, was besonders in einer Region wie Emali, die stark von der Landwirtschaft abhängig ist, schwerwiegende Folgen hat. Die unregelmäßigen Regenfälle und die zunehmende Trockenheit haben die Ernten beeinträchtigt und die Nahrungsmittelknappheit verschärft.
Wie hast du die Gruppenmitglieder erlebt?
die Begegnungen mit den Gruppenmitgliedern in Emali waren für mich eine der am meisten bereichernden Erfahrungen meines Aufenthalts. Die Mitglieder sind unglaublich engagiert, resilient und inspiriert von der Vision, ihre Gemeinschaft zu stärken und positive Veränderungen zu bewirken.
Ich war beeindruckt von ihrem starken Zusammenhalt und ihrem Gemeinschaftsgefühl. Trotz der zahlreichen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, arbeiten sie unermüdlich zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Ihre Bereitschaft, sich aktiv an unseren Projekten zu beteiligen und gemeinsam Lösungen zu finden, hat mich tief beeindruckt.
Hast du den Eindruck, dass die Unterstützungsmaßnahmen von Daraja/Mt. Zion nach wie vor Sinn machen?
ja, ich habe den Eindruck, dass die Unterstützungsmaßnahmen von Daraja und Mt. Zion nach wie vor einen großen Sinn machen und sehr wirkungsvoll sind. Trotz der zahlreichen Herausforderungen, die durch die Pandemie, politische Unruhen und Klimaveränderungen entstanden sind, bleibt die Arbeit von Daraja und Mt. Zion von entscheidender Bedeutung für die Gemeinschaft in Emali.
Während meines Aufenthalts konnte ich aus erster Hand sehen, wie unsere Maßnahmen weiterhin positive Veränderungen bewirken.
Die Gesundheitsinitiativen und Maßnahmen zur Einkommensgenerierung haben einen erheblichen positiven Einfluss. Die Gesundheitsprojekte verbessern den Zugang zu medizinischer Versorgung und Aufklärung, was gerade in Pandemiezeiten von großer Bedeutung ist. Die Unterstützung von Kleinunternehmern und Selbsthilfegruppen fördert die wirtschaftliche Stabilität und ermöglicht es den Menschen, ihre Lebensbedingungen selbstbestimmt zu verbessern.
Unsere landwirtschaftlichen Projekte, die sich auf nachhaltige Praktiken und Ernährungssicherheit konzentrieren, sind besonders in Zeiten der Klimaveränderungen unverzichtbar. Die Schulungen und Ressourcen, die wir den Mitgliedern zur Verfügung stellen, helfen ihnen, widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels zu werden und ihre Erträge zu steigern. Dies trägt nicht nur zur Nahrungsmittelsicherheit bei, sondern stärkt auch die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Familien.
Auch die Bildungsprogramme ermöglichen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung, was ihre Zukunftschancen erheblich verbessert. Die Schulprojekte sind nach wie vor essentiell, um die Bildungslücken zu schließen und langfristig eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Die Rückmeldungen der Mitglieder und Projektleiter bestätigen ebenfalls den Sinn und die Notwendigkeit unserer Arbeit. Trotz der erschwerten Bedingungen zeigen sie eine bemerkenswerte Widerstands- und Anpassungsfähigkeit. Die kontinuierliche Unterstützung durch Daraja und Mt. Zion gibt ihnen Hoffnung und die Mittel, ihre Situation zu verbessern.
Zusammengefasst bin ich überzeugt, dass unsere Unterstützungsmaßnahmen nach wie vor entscheidend sind und einen großen Unterschied im Leben der Menschen in Emali machen. Die positiven Veränderungen, die ich während meines Aufenthalts beobachten konnte, bestärken mich darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind und unsere Arbeit fortsetzen müssen.
) Du übernimmt das Obfrauen-Amt 16 Jahre nach Gründung von Daraja. Was hast du vor, welche Ziele hast du dir, gemeinsam mit dem Vorstand gesteckt? Soll es weitergehen wie bisher? Oder gibt es neue Ideen?
Als neue Obfrau von Daraja, die das Amt 16 Jahre nach der Gründung übernimmt, habe ich gemeinsam mit dem Vorstand klare Ziele formuliert und eine Vision für die Zukunft der Organisation entwickelt. Unser erster Fokus liegt darauf, die bestehenden Programme und Aktivitäten von Daraja fortzuführen und gegebenenfalls weiter auszubauen. Wir möchten sicherstellen, dass unsere Bildungsinitiativen, die Unterstützung von gemeinnützigen Projekten und die Förderung der Gemeinschaft weiterhin effektiv sind und einen positiven Einfluss haben. Es ist uns wichtig, dass diejenigen, die von Daraja profitieren, weiterhin die Möglichkeit haben, ihr volles Potenzial zu entfalten.
Gleichzeitig sind wir auch offen für neue Ideen und Innovationen. Die Welt verändert sich schnell, und wir möchten sicherstellen, dass Daraja flexibel und anpassungsfähig bleibt. Wir werden neue Möglichkeiten erkunden, um unsere Zielgruppe noch besser zu erreichen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen.
Darüber hinaus ist es uns ein Anliegen, unsere Netzwerke und Partnerschaften weiter auszubauen. Durch den Austausch von Wissen, Ressourcen und Erfahrungen können wir gemeinsam mehr erreichen und positive Veränderungen bewirken. Wir werden uns aktiv um neue Kooperationen bemühen und das Bewusstsein für die wichtige Arbeit von Daraja stärken.
In Bezug auf die Frage, ob es weitergehen soll wie bisher oder ob es neue Ideen gibt, ist unsere Antwort: Beides. Wir möchten den bewährten Ansatz von Daraja beibehalten und die bestehenden Programme weiterhin erfolgreich umsetzen. Gleichzeitig sind wir bereit, neue Ideen zu erforschen und innovative Wege zu finden, um unsere Ziele zu erreichen. Unser Ziel ist es, kontinuierlich zu lernen, uns anzupassen und das Beste aus beiden Welten zu vereinen - die Stärken und Erfolge der Vergangenheit zu nutzen und gleichzeitig offen für neue Möglichkeiten zu sein, um noch mehr positive Veränderungen zu bewirken.