Kenia gilt, im Vergleich zu den dysfunktionalen Nachbarländern wie Somalia oder Südsudan, als ein sich wirtschaftlich rasant entwickelndes Land. Dennoch lebt fast die Hälfte der Menschen in Armut, und von der Politik ist wenig Veränderung zu erhoffen: die kenianische Parteienlandschaft ist nach wie vor tribalistisch organisiert, die Politik gilt als korrupt, und der derzeitige Präsident zählt zu den reichsten Staatschefs Afrikas (siehe: ZEIT Nr. 14/2017).
Mit Hochspannung erwartet Kenia die Präsidentschaftswahl am 8. August. Man fürchtet, es könnte wieder zu blutigen Zusammenstößen, wie im Jahr 2007 kommen, als nach Wahlmanipulationsvorwürfen mehrere hundert Menschen ums Leben kamen.
Zusätzlich wird Ostafrika als Folge des Klimawandels seit Monaten von einer Dürre heimgesucht. Ausbleibende Ernten und sterbende Weidetiere haben bereits sogar zu bewaffneten Überfällen auf Rinderzüchter geführt.
Für die Menschen in Emali ist es wohl eine der schwierigsten Zeiten seit Beginn unserer Projektarbeit. Mit den derzeitigen Rekordpreisen für Lebensmittel können viele nicht mehr mithalten, und mangelhafte Ernährung ist für die HIV-positiven Menschen des Projekts besonders problematisch. Viele, die mithilfe von Mikrokrediten ein erfolgreich laufendes, kleines Geschäft aufbauen konnten, klagen über ausbleibende Einnahmen. Landwirtschaftliche Projekte stehen zum Teil still, weil ohne Wasser nichts mehr wächst.
Umso wichtiger ist es für die Menschen, dass Daraja und Mt. Zion sie durch die schwierige Zeit begleiten. Derzeit finden viele Beratungsgespräche statt. Für den erhöhten Behandlungsbedarf von Begleiterkrankungen steht die Projektklinik bereit. Vielfach muss in den Gruppenprojekten umgedacht werden, um sich an die neuen Herausforderungen anpassen zu können. Das Baumprojekt der Masimba-Gruppe kann auf Grund des Wassermangels nicht wie in den vergangenen Jahren weitergeführt werden. Daher haben die Mitglieder in Schulungen erfahren, auf welche trockenheitsverträglichen Pflanzen sie umsteigen können. Die Massai-Gruppe Naboisho plant ihr Ziegenprojekt zu vergrößern, da Ziegen sich in trockenen Regionen besser als Rinder zurecht finden.
Daraja hofft auf die weitere Unterstützung der Vereinsmitglieder und Freundinnen und Freunde des Projekts, damit die Menschen in Emali die herausfordernde Zeit bewältigen können.